Das Vestibularsyndrom beim Hund

Im November 2023 erlitt unsere Hündin einen Anfall des Vestibularsyndroms. Mittlerweile ist das 8 Monate her und unserer Hündin geht es wieder super. Zurückgeblieben ist eine leichte Schiefhaltung des Kopfes, wenn sie müde oder überanstrengt ist und sie hört nicht mehr so gut aber das darf man mit fast 16 Jahren auch.

Dieses Erlebnis war für uns sehr erschreckend, weshalb ich gerne einen Bericht zur Aufklärung über diese Erkrankung veröffentlichen möchte. Leider wird das Vestibularsyndrom häufig falsch diagnostiziert. Da die Symptome sehr dramatisch erscheinen, werden viele Hunde in der Annahme eingeschläfert, dass es sich um einen Schlaganfall oder einen Gehirntumor handelt.

Physiotherapie kann deinem Hund übrigens sehr gut unterstützen mit dem angepassten Laserprogramm und Massagen der überlasteten Strukturen.



Dina ca. 1 Woche nach dem Anfall. Sie konnte stehen und mit Unterstützung laufen. Es kann aber auch durchaus länger dauern, bis ein Hund sich berappelt, also nicht die Geduld verlieren 🧡

 

 Das Vestibularsyndrom

Das Vestibular-Syndrom beim Hund ist eine Erkrankung des Gleichgewichtsorgans, die sowohl durch zentrale als auch periphere Ursachen entstehen kann. Das Vestibularsystem ist für die Balance und die räumliche Orientierung verantwortlich und umfasst das Innenohr und Teile des Gehirns.
 

Symptome

  • Schiefhalten des Kopfes: Der Kopf des Hundes ist zur Seite geneigt.
  • Ataxie: Koordinationsstörungen, die zu einem wackeligen Gang führen.
  • Nystagmus: Unwillkürliche, rhythmische Augenbewegungen.
  • Kreisen oder Torkeln: Der Hund läuft im Kreis oder hat Schwierigkeiten, geradeaus zu gehen.
  • Übelkeit und Erbrechen: Aufgrund des gestörten Gleichgewichtssinns kann es zu Übelkeit kommen.
  • Schielen: Die Augen des Hundes können unterschiedlich ausgerichtet sein.

 

Ursachen

1. Periphere Ursachen (häufiger):
  • Ohrentzündungen: Infektionen des Innenohrs oder Mittelohrs.
  • Trauma: Verletzungen des Kopfes oder des Ohrs.
  • Idiopathisch: Unbekannte Ursachen, oft als "altersbedingtes Vestibularsyndrom" bezeichnet.

2.  Zentrale Ursachen (seltener, aber schwerwiegender):
  • Tumoren: Wachsende Tumoren im Gehirn oder in der Nähe des Gleichgewichtszentrums.
  • Entzündungen: Infektionen oder autoimmune Erkrankungen, die das zentrale Nervensystem betreffen.
  • Schlaganfall: Störungen der Blutversorgung im Gehirn.
 

 Diagnose

  • Klinische Untersuchung: Überprüfung der Symptome und eine neurologische Untersuchung.
  • Otoskopie: Untersuchung des Ohrs auf Anzeichen von Entzündungen oder Infektionen.
  • Bildgebende Verfahren: Röntgenaufnahmen, CT-Scans oder MRTs, um zentrale Ursachen auszuschließen oder zu bestätigen.
  • Blutuntersuchungen: Zur Erkennung von Infektionen oder anderen systemischen Erkrankungen.
 

Behandlung

Periphere Ursachen:
  • Antibiotika: Bei bakteriellen Infektionen des Ohrs.
  • Entzündungshemmer: Zur Linderung von Entzündungen und Schmerzen.
  • Symptomatische Behandlung: Medikamente gegen Übelkeit und Schwindel.
Zentrale Ursachen:
  • Spezifische Therapien: Abhängig von der zugrunde liegenden Ursache (z. B. Operation bei Tumoren).
  • Langzeitpflege: Bei irreversiblen Schäden oder chronischen Erkrankungen.
 

Was kann ich als Hundehalter tun?


Nach tierärztlicher Abklärung durch den Tierarzt, um welche Form des VS es sich handelt:
  • Viel Ruhe (abgedunkelter Raum, ohne Störungen, wie Fernseher/Radio)
  • Zuwendung
  • Wichtiger als Fressen ist trinken! Es muss sichergestellt sein, dass dein Hund ausreichend trinkt. Hilf unter Umständen nach mit einer Pipette. Hunden ist unvorstellbar schwindelig und übel, weshalb sie oft nichts essen mögen oder trinken. Sollte eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr nicht gewährleistet sein, dann muss dein Hund vorübergehend an den Tropf.
  • Ginko (als Alternative zu Karsivan, welches meine Hündin schon 2 Jahre lang bekommen hatte, was aber nichts geändert hat - wird von den Tierärzten meist pauschal gegeben) und Vitamin B Komplex. 
  • Cerebrum NM Ampullen (Inder Akutphase täglich! Wir geben es Dina nach wie vor 1 x die Woche zur Unterstützung und merken, dass es ihr sehr gut tut)
  • Übungen weiter unten aus dem Video
 
(Alle Verlinkungen sind Partnerlinks)

 

Prognose

Periphere Ursachen: In den meisten Fällen gut, viele Hunde erholen sich vollständig oder zeigen nur leichte, dauerhafte Symptome.
Zentrale Ursachen: Variabel, abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung und deren Schwere.

Das Vestibular-Syndrom kann für Hundebesitzer sehr beängstigend sein, aber mit der richtigen Diagnose und Behandlung ist in vielen Fällen eine gute Genesung möglich.


Die liebe Kollegin Traute Schmidt, hat hierzu auch einen Artikel veröffentlicht (PDF): Artikel Vestibularsyndrom beim Hund - spezifische physiotherapeutische Behandlungsansätze Handson 2022;4:17-26

und hier sind noch Übungen von Traute, die du mit deinem Hund beim zentralen Vestibularsyndrom machen kannst, um ihm bestmöglich zu helfen:




Ich hoffe, ihr habt ausreichend Informationen gefunden, um mit dieser Diagnose entspannter umgehen zu können und habt etwas an der Hand um euren Hund unterstützen zu können.

Herzlichst
Eure Sabine

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Fitte Hunde Physiotherapie
Sabine Wermers

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